FUN - FÖRDERUNG UND NACHHILFE
Während der Corona-Pandemie ergaben sich durch Unterrichtsausfall und Distanzunterricht bei vielen Schüler*innen teilweise hohe Lernrückstände. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK, 2021) empfiehlt daher für die dringend benötigten Fördermaßnahmen eine Fokussierung auf a) besonders betroffene Gruppen, b) Übergangsphasen, c) Basiskompetenzen. Ein zentrales Kriterium für die Qualität von Fördermaßnahmen ist der SWK zufolge eine entsprechende Qualifizierung der Personen, die die Fördermaßnahmen durchführen. Weiterhin müsse die jeweilige Lernausgangslage diagnostiziert und ein Monitoring des Lernfortschritts erfolgen. Mit den beiden Projekten „FUN – Förderung und Nachhilfe“ und „students@school“ werden diese Kriterien mit unterschiedlichen Ansätzen und Schwerpunkten an der Bergischen Universität umgesetzt.
Die durch Schulschließungen und Distanzunterricht während der Pandemie beobachteten Lernrückstände zeigten sich in besonders dramatischer Form an Grundschulen. Gerade jüngere Kinder und solche aus herausfordernden sozialen Lagen hatten Schwierigkeiten, zuhause und allein zu lernen (SWK, 2021). Dies betraf insbesondere den Erwerb grundlegender Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen. Auf eine von uns im Frühjahr 2021 durchgeführte Anfrage meldeten 30 Wuppertaler Grundschulen für über 1300 Kinder der 1. bis 4. Klassen schwere Lernrückstände an, für die sie zusätzliche intensive Förderung benötigen würden.
Im kombinatorischen Bachelor können angehende Grundschullehrkräfte das Modul „Heterogenität und individuelle Förderung“ belegen. Hier erwerben Studierende im Einführungsseminar Kenntnisse zur Diagnose und Förderung von Lese- und Rechenfähigkeiten und im Schreiben. Sie erarbeiten im nachfolgenden Vertiefungsseminar Förderkonzepte und setzen diese an Wuppertaler Grundschulen um. Zudem werden weitere Prädiktoren von Lernerfolg, wie Motivation, Selbstkonzept und kognitive Belastung diskutiert.
Zum Start des FUN-Projekts im Sommersemester 2021 wurden etwa 180 Kinder aus insgesamt 28 Wuppertaler Grundschulen während der Sommerferien gefördert. Inzwischen ist die Förderung in die Organisation der Nachmittagsbetreuung integriert. Die Förderung erfolgt dabei ergänzend zum Unterricht, findet ein- oder zweimal in der Woche statt und wird in Absprache mit den Klassen- und Fachlehrkräften organisiert (u. a. hospitieren die Studierenden vor Beginn der Förderung in den Klassen und sprechen Förderinhalte ab). Im Schnitt wird dabei jedes Kind für etwa 40 Schulstunden gefördert. Mit diesem Vorgehen setzen wir wichtige Forderungen der SWK um, gleichzeitig erfordert dies in der Praxis große Anstrengungen von den Schulen. Die Schaffung verlässlicher Kommunikationsstrukturen und Absprachen zum Vorgehen haben sich als notwendig, aber auch herausfordernd erwiesen. Insgesamt wurden in den letzten zwei Jahren etwa 500 Kinder durch 175 Wuppertaler Studierende gefördert und eine nachhaltige Kooperation mit derzeit neun Grundschulen geschaffen. An den Schulen können zweimal im Jahr Förderphasen angeboten werden. Durch regelmäßige Netzwerktreffen und eine kooperative Umsetzung des Projekts wirkt sich die Teilnahme am Projekt auch auf Aspekte der Schulentwicklung aus. Studierende können bereits früh in ihrem Studium theoretisches Wissen in der Praxis anwenden und werden dabei engmaschig begleitet. Für die teilnehmenden Kinder zeigt sich, dass die Fördermaßnahmen dazu beitragen konnten, stetige kleinschrittige Zuwächse zu erwirken und dass langfristige Teilnahme eine kontinuierliche Förderung ermöglicht, sodass auch nach Abschluss einer Förderphase Fähigkeiten erhalten bleiben bzw. zunehmen können.